Die Beschwerden bei einer (bakteriellen) Blasenentzündung sind so typisch, dass die Diagnose nur aufgrund der Beschwerden mit einer 80%-igen Sicherheit gestellt werden kann. Die typischen Zeichen sind:
- Schmerzen in der Blasengegend
- Brennen bei der Blasenentleerung
- ein ständiger Drang, auf die Toilette zu müssen
- die Urinmengen sind immer nur klein
- ein trüber Urin
- ein überreichender Urin
- blutiger Urin
Trotz der fast eindeutigen Beschwerden gibt es diagnostische Schritte, deren Bedeutung wichtig ist. Ich rede nicht von der Frau, die schon mehrfach eine Blasenentzündung hatte und bei den ersten Anzeichen einer erneuten Infektion mit der „Self-start-therapy“ beginnt.
Aber gerade bei wiederkehrenden Entzündungen sollte man vor Therapiebeginn einen Mittelstrahlurin abgeben, damit eine Urinkultur angelegt werden kann. Denn dann kann man bei Nicht-Ansprechen der Anfangstherapie ein passgenaues Antibiotikum einnehmen. Man spricht da von einem Wechsel der kalkulierten in eine gezielte Therapie.
Mittelstrahlurin: Wie geht das?
Es hört sich so banal an: „Geben Sie bitte einen Mittelstrahlurin ab“. Das ist aber gerade bei Frauen nicht ganz einfach. Deshalb sollte man wissen, wie das geht. Weil man wie so oft bei scheinbaren Selbstverständlichkeiten keine gute Informationen zur Verfügung hat, habe ich diesem Thema einen eigenen Blogbeitrag gewidmet.
Im Zweifelsfall einen Katheterurin
In bestimmten Situationen ist es angebracht, den Urin steril zu gewinnen. Das erfordert ein wenig Aufwand, ist aber gerade bei Frauen einfach und sicher nicht schmerzhaft.
Ein wichtiger Grund ist beispielsweise, wenn die Betroffenen Fieber und / oder Flankenschmerzen haben. Dann droht nämlich eine systematische Beteiligung in Form einer Entzündung des Nierenbeckens, die gefährlich werden kann. Dann es ist sehr wichtig, den Urin auszutesten. Da man den Keim noch nicht kennt, muss man „kalkuliert“ mit einem Antibiotikum behandeln. Liegt dann die Austestung nach 48 Stunden vor (siehe unten, Antibiogramm), kann man gegebenenfalls auf eine „gezielte“ Antibiose wechseln.
Diagnose mit Teststreifen: Eine Revolution
Heute kennt es jeder. Man taucht Teststreifen in den Urin und Farbfelder reagieren. Die Erfindung dieser Teststreifen im Jahre 1956 kam einer Revolution gleich, denn vorher musste der Urin mit aufwendigen chemischen Tests untersucht werden.
Es waren der Biochemiker Alfred Free und seine Assistentin Helen Murray, die 10 Jahre forschten, bis sie das Problem gelöst hatten. Und sie verstanden sich so gut, dass sie heirateten und 6 gemeinsame Kinder bekamen.
Wie interpretiert man die Teststreifen?
Bei der Frage, ob eine Entzündung vorliegt, sind der Nachweis von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weissen Abwehrzellen (Leukozyten) und Nitrit entscheidend. Das Nitrit wird von den Bakterien aus dem Harnstoff im Urin gebildet. Aber aufgepasst: Die Bildung von Nitrit dauert 3-4 Stunden! Wenn Jemand eine Blasenentzündung hat und dauernd die Blase entleert, bleibt gar nicht genug Zeit, Nitrit zu bilden.
Und was macht man weiter?
Der Urin wird beim Urologen noch mikroskopisch untersucht, um außergewöhnliche Befunde wie einen Pilzbefall oder orientierend die Art der Bakterien zu bestimmen. Außerdem wird der Urin mikrobiologisch ausgetestet, um herauszufinden, welches Antibiotikum effektiv ist. Man nennt diese wichtige Testung ein Antibiogramm.
Botschaft am Ende
Bei der „normalen“ Blasenentzündung sind die Beschwerden so charakteristisch, dass man auch ohne eine Urintestung mit einer Therapie beginnen kann. Dies auch deshalb, um die Zeitverzögerung zu vermeiden, die durch die Wartezeit bis zum Arzttermin entsteht.
Handelt es sich aber um immer wiederkehrende Entzündungen oder Beschwerden mit Flankenschmerzen und Fieber, MUSS eine Arztvorstellung und sorgfältige Urintestung stattfinden.