Fosfomycin ist eines der erfolgreichsten Antibiotika der letzten 10 Jahre und eine spanische Entdeckung. Gefunden hat es ein spanischer Mikrobiologe 1966 in den Gebirgshängen des Montgó Massivs, das an der Ostküste Spaniens unterhalb von Valencia liegt. Das Gebiet wurde 1987 zum Naturschutzgebiet erklärt.
Wie findet man Substanzen, die gegen Bakterien wirken?
Es kann ein Zufall sein wie bei dem späteren Nobelpreisträger und Entdecker des Penicillins, Sir Alexander Fleming. In vergessenen Bakterienschalen fielen ihm fleckförmige Zonen auf, auf denen keine Bakterien gewachsen waren. Ursache war „das Gift“ eines Schimmelpilzes, der die Bakterienkultur durch zu langes Stehen verunreinigt hatte. Alexander Flemings Verdienst war es, die bakterienfreien Höfe richtig interpretiert zu haben. Es mußte eine Substanz enthalten, die die Bakterien abtötete.
Ein anderer, oft genutzter Weg ist die Analyse von Bodenproben. Findet man in den Bodenproben nur wenige Bakterien, weist das auf eine bakterientötende Substanz hin. Diese Proben werden dann analysiert. Oft sind es Pilze, die im Überlebenskampf mit Bakterien gezwungen sind, ein entsprechendes „Gift“ auszuscheiden. Dieses muss dann isoliert und weiter gereinigt werden.
So war es auch bei der Substanz, die später zum heute bekannten Fosfomycin wurde. Der spanische Arzt Sebastian Hernandez Fernandez fand die „bakterienarmen“ Bodenproben, in denen er den Pilz Streptomyces fragide isolierte. Diese schickte er in die USA, wo sie eine Kooperation mit dem Pharmakonzern Merck hatten. Dort isolierte der spanische Mikrobiologe Dr. Mochales „das bakterielle Gift“ und 3 Jahre später wurde das neue Antibiotikum in dem renommierten Wissenschaftsjournal Science vorgestellt.
50 Jahre nach dieser Publikation hat ein spanischer Urologe mit berechtigtem Stolz auf die Bedeutung des Ereignisses in einem Geburtstagsbrief hingewiesen. Die Entdeckung des Fosfomycin auf spanischem Boden durch einen Spanier und würde nur noch mit einem anderen Meilenstein in der Geschichte der Menschlichkeit aus dem Jahre 1969 konkurrieren, nämlich der ersten bemannten Apollo-Mondlandung!
Warum macht Fosfomycin als Antibiotikum so besonders?
Die Substanz Fosfomycin hat mehrere Eigenschaften, die sie zu etwas Besonderem machen. Fosfomycin hat
- eine geringe Größe und lange Haltbarkeit im Blut von bis zu 5 Stunden
- es bilden sich trotz breiter Anwendung nur selten (weniger als 3 %) Resistenzen
- es wird meistens gut vertragen (Ausnahme: Übelkeit bei der Einnahme)
- die Substanz greift die Zellwand der Bakterien an und sie sterben dadurch ab
Botschaft am Ende
Fosfomycin hat als antibakterielle Substanz nichts von seiner Bedeutung eingebüßt. Trotz der häufigen Anwendung bei unkomplizierten Blasenentzündungen können sich die Bakterien nur selten mit Resistenzen schützen.
Und dennoch muss man feststellen: In einer herausragenden Schweizer Untersuchung von Frau Prof. Huttner mit mehr als 500 Betroffenen und einer akuten Blasenentzündung konnte gezeigt werden, dass die Einmalgabe von Fosfomycin einer 5-tägigen Einnahme von 3 x 100 mg Nitrofurantoin unterlegen ist (58 % versus 70 % Therapieerfolg).