Es war eine kleine Sensation, als Whoopi Goldberg im Jahre 2011 öffentlich machte, unter „Spritz-Attacken“ zu leiden. Damit bekannte sie sich öffentlich zu ihrer Inkontinenz, dem unwillkürlichen Urinverlust. Whoopi Goldberg wurde in verschiedenen Kostümen berühmter Frauen dargestellt, immer versehen mit dem Logo einer Firma, die Vorlagen vertreibt. Im Eingangsbild sehen Sie die Nachzeichnung von Whoopi Goldberg als Freiheitsstatue. Die Sensation war weniger die originelle Werbung einer prominenten Person, sondern dass sich eine weltberühmte Schauspielerin öffentlich zu diesem Tabu-Thema bekannte.
Berühmte Unterstützer*innen im Kampf gegen Urininkontinenz
Bereits im Jahre 2008 hatte die Deutsche Gesellschaft für Urologie in einer bemerkenswerten Aktion durch die beiden Autorinnen, Frau Wahlers und Frau Glimm, zu dem Kampf gegen diese heilbare Erkrankung aufgerufen. Unterstützt wurde die Aktion vom damaligen Ministerpräsidenten des Landes Niedersachen und späteren Bundespräsidenten, Herr Christian Wulf, der zu einer rechtzeitigen ärztlichen Hilfestellung aufrief. Die bekannte deutsche Schauspielerin Nina Petri, selbst Mutter von Zwillingen, sagte im Rahmen der Aktion, dass „Scham und Ängste die häufigsten Gründe seien, weswegen man etwas tabuisiert, aber das Erkenntnis der erste Schritt zur Besserung sei.“ Auch die damalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, selbst 7-fache Mutter und heutige EU-Kommissionspräsidentin, Frau Dr. Ursula von der Leyen, unterstützte die Initiative der deutschen Urologen: „Die Blasenfunktion im Griff zu haben, ist eine wichtige Voraussetzung, um ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können.“
Unglückliche Begriffsänderung: Stress- oder Belastungsinkontinenz
Vor vielen Jahren haben deutschsprachige Fachleute eine verwirrende Entscheidung getroffen. Denn sie haben beschlossen, den Begriff der Stress-Inkontinenz durch denjenigen der Belastungs-Inkontinenz zu ersetzen.
Das ist zumindest unglücklich, weil in der englischsprachigen und internationalen Fachliteratur weiter von der „stress urinary incontinence“ gesprochen wird. Natürlich meint Stress deutschsprachig eher eine nervöse Unruhe. Aber Stress ist meist auch mit einer körperlichen Belastung verbunden, die zu einem Urinverlust führen kann. Auch wenn der Begriff der „Belastungs-Inkontinenz“ inhaltlich richtig ist, wäre es bei der zunehmenden Internationalisierung in der Medizin meines Erachtens besser gewesen, den weltweit verbreiteten Begriff der „Stress-Inkontinenz“ auch im deutschen Sprachgebrauch zu belassen.
Belastungs (Stress)- Inkontinenz ist nicht gleich Drang- Inkontinenz!!
Unter Belastungs (Stress)- Inkontinenz versteht man, dass der Urinverlust auftritt, wenn es zu einer vermehrten Druckbelastung der Blase wie beim Husten oder Springen kommt. Der Druckanstieg kommt dabei immer vom Bauchraum, wirkt also von außen auf die Blase ein. Dieser „indirekte“ Druckanstieg hat nichts mit den „krampfartigen“ Attacken des Blasenmuskels zu tun, wie er bei einer „überaktiven Drang-Blase“ auftritt. Diese Unterscheidung ist SEHR wichtig, weil sich vollkommen unterschiedliche Therapieansätze ergeben.
Botschaft am Ende
Die Urininkontinenz ist eine Volkskrankheit. Das sieht man auch daran, dass bei der Internet-Suche mit entsprechenden Begriffen massenhaft Werbungen geschaltet sind.
Es ist wichtig zu wissen, dass es je nach Ausprägung ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Therapie gibt.
- Vorlagen sind eine Möglichkeit, aber man hat auch andere Ansätze wie
- Gewichtsabnahme bei Übergewicht
- lokale Gabe von Östrogenen
- Beckenbodentraining
- operative Verfahren wie das berühmte „Bändchen“ als Stütze unter der Harnröhre
Zu diesem Thema werden noch separate Blogbeiträge erscheinen. Wichtig ist zu verstehen, wie es zu dieser Belastungs-(Stress)-Inkontinenz kommt. Denn es kann die Betroffenen motivieren, vielleicht aufwendige, aber hilfreiche Wege zu gehen.