Anti-Aging & Krebsprävention für die Prostata: Teil 2

Der Nachteil einer überbordenden wissenschaftlichen Literatur ist die Tatsache, dass man nicht nur den Überblick, sondern auch den tieferen Einblick zu verlieren droht und wichtige Erkenntnisse einfach verloren gehen. Ein unbestreitbarer Vorteil ist aber, dass selbst aussichtslose Wege und randständige Eventualitäten erkundet werden und überraschende Ergebnisse liefern. So auch bei der Frage des Anti-Aging und Krebsprävention für die Prostata

Schützt Sport vor Prostatakrebs und hilft es Erkrankten?

Viele Untersuchungen belegen, dass eine fünfmalige körperliche Aktivität in der Woche von jeweils dreißig Minuten das Risiko einer Krebsentstehung deutlich reduziert. Für den Dickdarmkrebs ist eine 20- bis 25-prozentige Risikominderung bewiesen und beim Brustkrebs sehr wahrscheinlich.:

  • Warum Sport vor einer Krebsentstehung schützt, istnoch unklar. Man nimmt an, dass dabei die Gewichtsreduktion, eine Senkung erhöhter Hormonspiegel, ein Abbau überschüssiger freier Radikale und eine Stimulation des Immunsystems zusammenwirken.
  • Sport reduziert mit großer Wahrscheinlichkeit auch das Risiko um 10 bis 20 Prozent, an Prostatakrebs zu erkranken (siehe Tabelle unten) und Sportler sollen biologisch weniger gefährliche Prostatakarzinome haben.
  • Ist man bereits an Prostatakrebs erkrankt, soll regelmäßiger Sport zu einem günstigeren Verlauf und sogar zu einem längeren Überleben führen. An der Universität Erlangen hat man gefunden, dass es durch Sport zur Aktivierung von Genen kommt, die dann Eiweiße bilden, welche das Krebswachstum hemmen.
Wie stark regelmäßige sportliche Aktivitäten das Krebsrisiko senken und ob es als bewiesen, wahrscheinlich oder vermu- tet eingeschätzt wird, zeigt die Analyse von Joanna Kruk aus dem Jahr 2013.
Aber aufgepasst: Zu viel Sport könnte gefährlich sein!

Beim Henry-Ford-Fitness-Projekt hatte man fast 23000 Männer über vierzehn Jahre begleitet. Als man dann analysierte, ob Sport das Risiko des Prostatakrebses reduziert, fand man ein irritierendes Resultat.

  • Denn Männer mit sehr ausgeprägten sportlichen Aktivitäten hatten ein fast 30 Prozent höheres Risiko, an einem Prostatakrebs zu erkranken. Über die Ursachen kann nur spekuliert werden. Aber Sportler kennen diese maximale Erschöpfung nach starken Belastungen. Wenn sich diese Erschöpfung in hoher Frequenz wiederholt, könnte dies das krebsabwehrende Immunsystem schwächen.
  • Andererseits zeigte sich dann aber auch, dass die Betroffenen Sportler eine reduzierte Todesrate hatten, was zum krebspräventiven Effekt von Sport passt (siehe oben).
Ist Fahrradfahren für die Prostata schädlich?

Die Frage ist ein Klassiker der urologischen Sprechstunde: Darf ich weiter Fahrrad fahren, oder ist das schlecht für die Prostata? Eine seriöse Antwort zu finden ist schwer, denn die Sättel sind genausowenig genormt wie das Gewicht der Männer und die Intensität des Radfahrens.

  • Nach derzeitigem Kenntnisstand sind Sportarten mit einem länger andauernden oder starken Druck auf die Prostata nicht schädlich. Weder rodeoreitende Cowboys noch Motocross-Fahrer oder Langstrecken-Fahrradfahrer haben ein erhöhtes Risiko, Prostatakrebs oder eine gutartige Vergrößerung der Prostata zu bekommen (Hsing et al. 2006).
  • Davon unterscheiden muss man Irritationen der Beckennerven. Die können sehr wohl durch Druckschäden beim Fahrradfahren gereizt werden und einen chronischen Beckenschmerz verursachen.
Erhöhter „Social Jetlag“ steigert das Risiko von Prostatakrebs

Der Chronobiologe Till Roenneberg, der den Begriff des »Social Jetlag« bekannt machte, gab damit dem Arbeitsstress einen Namen. Gemeint ist, dass sich der Schlafrhythmus an den Arbeitstagen und arbeitsfreien Tagen sehr unterscheidet. Zum Ausgleich des Schlafdefizits während der Arbeitstage wird dafür an freien Tagen umso länger geschlafen. Dadurch wird der chrono- biologische Rhythmus massiv gestört:

  • Dabei ist der »Social Jetlag« umso größer, je deutlicher sich der Schlafrhythmus an den Arbeitstagen von demjenigen an freien Tagen unterscheidet. Es stellte sich heraus, dass mit steigendem »Social Jetlag« auch das Risiko für kardiovaskuläre und nahrungsbedingte Erkrankungen zunimmt.
  • Für den Prostatakrebs ergab eine Untersuchung bei fast 7500 Männern über zehn Jahre, dass deren Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, umso größer war, je ausgeprägter der »Social Jetlag« war.
Aus der fast unübersichtlichen Fülle an Hinweisen, wie sich durch Ernährung und andere Verhaltensweisen die Entstehung oder der Verlauf eines Prostatakarzinoms beeinflussen lassen, haben sich wertvolle Spuren ergeben. Besonders interessant erscheint der Einfluß der Chronobiologie (Uhrsymbol, siehe Text „Social Jetlag“).
Auch fettreiche Nahrung und Übergewicht gefährden die Prostata

Dass man sich auch mit der Nahrung vor Prostatakrebs schützen kann, wurde bereits in einem früheren Blogbeitrag thematisiert. Aber bezogen auf Cholesterin und andere Fette gibt es eine überbordende Fülle an Untersuchungen.

  • Viele Analysen deuten darauf hin, dass auch eine reichhaltige Ernährung mit gesättigten Fetten und Übergewicht das Risiko erhöht, an Prostatakrebs zu erkranken. Diese Einfluß der Ernährung zeigt sich beispielsweise bei Asiaten, die nach ihrer Auswanderung nach Nordamerika sehr viel häufiger an Prostatakrebs erkranken als wenn sie in Japan oder einem anderen asiatischen Land leben.
  • Fette scheinen das Wachstum von Prostatakrebs anzuregen, weil es durch sie zu einer Überempfindlichkeit gegenüber dem männlichen Geschlechtshormon kommt. Dadurch wird das Wachstum der Prostatazellen stimuliert.
  • Dazu passt das Wissen um den Einfluss der Statine auf den Prostatakrebs. Statine senken den Spiegel an Blutfetten, die wiederum bei der Bildung von Testosteron notwendig sind, und sie greifen in den Stoffwechsel der Krebszellen ein. So kann man die Gefahr eines Wiederauftretens des Prostatakrebs nach einer Operation durch durch Einnahme von medikamentösen Fettsenkern, den Statinen, reduzieren. Außerdem gibt es Hinweise, dass auch die krebsspezifische Todesrate gesenkt wird.
Selbst bei genetisch erhöhtem Risiko für Prostatakrebs schützt ein gesunder Lebensstil

Entgegen allen Prognosen kann auch eine schlechte genetische Veranlagung beeinflusst werden. Das ergab eine Studie über 27 Jahre mit 12411 Männern, die alle genetisch verschiedenen Risikogruppen zugeordnet werden konnten. Es kam bei 3005 Männern zum Auftreten eines Prostatakrebses, der in 435 Fällen tödlich verlief:

  • Aber: Männer konnten selbst bei genetisch schlechter Veranlagung das Risiko der Erkrankung an Prostatakrebs mit einem gesunden Lebensstil halbieren.
  • Ein gesunder Lebensstil lag vor, wenn die Männer nicht rauchten oder vor mehr als zehn Jahren aufgehört hatten, sie einen Body-Mass-Index von unter 30 hatten und regelmäßig Sport trieben.
  • Der Faktor der Ernährung mit einem hohen Anteil von Tomaten und fettem Fisch und geringer Aufnahme von verarbeitetem Fleisch war schwächer als die anderen Faktoren.
Nach ungeklärt: die Rolle des Mikrobioms des Darmes

Wenn die Ernährung ein so bedeutsamer Schutzfaktor für die Prostata ist kann auch eine beeinflußende Rolle der Bakterien im Darm angenommen werden. So führt die westliche Ernährungsweise mit viel Fett und viel Zucker zu einer Verminderung der Vielfalt der Darmbesiedelung mit einer Dominanz bestimmter Bakterienstämme.

  • In den USA hat man dazu eine interessante Studie durchgeführt. Bei fast 140 Männern erfolgte eine Gewebeprobe der Prostata, und gleichzeitig wurde die Verteilung der Darmbakterien analysiert. Bei den Männern mit einem gesicherten Prostatakrebs fand man ein Überwiegen von Bakterien, die typischerweise bei einer Ernährung mit zu viel Fetten und zu viel Zucker auftreten.
  • Vielleicht ist das ein weiterer Hinweis darauf, dass das Darm-Bauch-Hirn nicht nur eine Frage des Wohlfühlens, sondern möglicherweise auch der Krebsentstehung ist – und das in Organen, die scheinbar nichts mit dem Darm zu tun haben.
Botschaft am Ende

Der aufmerksame Leser wird sch fragen, wo denn die viel beworbenen pflanzlichen Präparate mit den Kürbissamen, der Sägezahnpalme und den Extrakten der Brennnesseln besprochen werden. Außerdem gibt es doch Medikamente für die Prostata!? Dieser Blogbeitrag würde aber überfrachtet, würde auch darauf noch eingegangen werden. Deshalb wird dies in einem 3. Teil der Serie „Anti-Aging und Krebsprävention für die Prostata“ besprochen.

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