Man sagt, dass Ansäuern des Urins vor Blasenentzündungen schützen soll. Aber warum ? Und stimmt das ?
Was heiß eigentlich sauer?
Etwas ist sauer, wenn es viele chemisch reaktionsfreudige Bestandteile in Form von elektrisch geladenen Wasserstoffteilchen (H+) hat. Diese „reaktionsfreudigen“ Einzelsubstanzen fallen beim Stoffwechsel im Körper an (1). Sie sind gewissermaßen ein „Gift“,
- weil sie Substanzen angreifen und „aufsprengen“ können.
- um diese „sauren Bomben“ zu entschärfen, werden sie mit dem „Abfallsystem“ Blut transportiert (2) und entsorgt.
- Die Entsorgung erfolgt durch die Atemluft (3) oder über die Nieren (4) in den Urin der Blase.
Warum sollen „Säuren“ die Bakterien in der Blase angreifen?
So wie dieses „Gift“ im normalen Körper schädlich sein kann und deshalb ausgeschieden werden muss, so kann es auch ein „Gift“ gegen Eindringlinge sein. Durch eine Hemmung von Stoffwechselabläufen kann die Fortpflanzung von Fremdorganismen wie den Bakterien geschädigt werden. So verständlich das auch klingt, so schwierig ist der Nachweis in der klinischen Praxis. Aber es gibt tatsächlich Hinweise – wenn auch keine Beweise. So fand man
- einen Infektionsschutz bei Nierentransplantierten (Pagonas 2012),
- eine Infektionsschutz bei Schwangeren, die keine Antibiotika nehmen wollten (Passaro 2017)
- in einer Langzeituntersuchung über 2 Jahre bei Frauen, dass sie durch eine Ansäuerung des Urins infektfrei blieben (Fünfstück 1997) und
- sicher ist, dass saurer Urin die Wirkung von Antibiotika steigern kann, so auch für die derzeit oft angewandten „Star“-Antibiotika Fosfomycin und Nitrofurantoin.
Wie wird mein Urin sauer?
Grundsätzlich fallen beim Stoffwechsel Säuren an, die ausgeschieden werden. Deshalb ist der Urin des Mitteleuropäers fast immer sauer, jedoch in verschiedenen Ausprägungen. Ein wichtiger Einflussfaktor ist die Art der Ernährung. Bei eiweißreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Käse und Eier fallen vermehrt Säuren an. Isst Jemand viele pflanzliche Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Blattsalate und Gemüse, hat man wenig Säuren im Urin. Der Urin ist dann basisch.
Welche Substanzen helfen bei der Säuerung des Urins ?
Stellen Sie erst Ihren Säuregrad im Urin fest!! Er ist bei jedem Menschen unterschiedlich und hängt von der Ernährung ab. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Urin zu säuern:
- essen Sie viel Eiweiss und Fleisch, dann wird der Urin sauer
- Vitamin C: Es ist preiswert und einfach verfügbar. Aber die Ergebnisse sind widersprüchlich. Selbst bei Einnahme von 3 x 1 Gramm pro Tag ist eine sichere Urinansäuerung nicht gewährleistet. Und der Körper kann maximal 400 mg pro Tag über den Stoffwechsel verarbeiten, der Rest wird ungenutzt im Urin ausgeschieden.
- Empfohlen wird L-Methionin in einer Dosierung von 3 mal 0,5 bis 1 Gramm. Die Substanz sollte aber nicht angewendet werden, wenn die Betroffenen eine Nierenschwäche, eine erhöhte Ausscheidung von Harnsäure oder eine Leberschwäche haben.
- Ammoniumchlorid ist eine hocheffektive Substanz, derzeit aber in Deutschland nicht erhältlich
Wie bestimme ich, wie sauer mein Urin ist ?
Zur Messung des Säuregrades des Urins können Teststreifen genommen werden, dessen Farbfelder chemisch reagieren. Eine preiswerte Alternative sind sogenannte Lackmus-Papierstreifen, die man oft auch in Drogerien für wenige Cent findet.
Bei Lackmus-Streifen handelt es sich um Papierstreifen, die mit Lackmus behandelt wurden. Lackmus sind behandelte Baumflechten, die die Eigenart haben, sich in Anhängigkeit vom Säuregrad zu verfärben. Ist etwas sehr sauer, ist es rot, ist es sehr alkalisch, ist es blau bis violett. Diese Lackmusstreifen gibt es als Streifen-Set, die dann wie kleine Post-It’s von einem Bündel abgelöst werden oder auch als Streifen auf einer Rolle. Man bekommt sie auch in vielen Drogerien und im Versandhandel. Im Verhältnis zu den klassischen Teststreifen sind sie sehr viel preiswerter.
Botschaft am Ende
Es gibt gute Möglichkeiten, den Urin anzusäuern. Jedoch ist der Urin bei vielen Menschen mit einer eiweiss- und fleischreichen Kost sowieso sauer. Bei einer gesunden gemüse- und obstreichen Kost ist dahingegen der Urin oft basisch. Wollen Sie den Urin ansäuern, weil Sie beispielsweise wiederkehrende Blasenentzündungen vermeiden wollen, versuchen Sie die oben genannten Wege. Und notieren Sie, ob es zu einer deutlichen Senkung der Harnwegsinfekte kommt. Ich freue mich, wenn Sie mir das Ergebnis mitteilen, denn die Datenlage ist sehr spärlich.