Man weiß, dass ältere Frauen einen Östrogenmangel haben und dadurch eine erhöhte Gefahr besteht, dass Bakterien aufsteigen und eine Blasenentzündung verursachen. Also was kann man tun?
Östrogenersatz mit einer Pille?
Der Östrogenersatz funktioniert nicht mit über den Magen-Darm-Trakt zugeführte Tabletten. Das haben viele Studien gezeigt. Und zudem: Warum soll man etwas in das Blutsystem mit allen möglichen Nebenwirkungen geben, wenn es einen idealen lokalen Ersatz gibt.
Lokaler Östrogenersatz in der Scheide
Große Untersuchungen haben bestätigt, das der lokale Östrogenersatz bei älteren Frauen effektiv vor wiederkehrenden Blasenentzündungen hilft. Hierzu reicht die Gabe von durchschnittlich 0,5 mg / Tag. Man kann das mit Cremes, einem Scheidenring oder auch Vaginaltabletten durchführen. Das Angebot ist groß und man kann mehrere Alternativen probieren.
Kommt es dabei zu Nebenwirkungen?
6-20 % der Frauen berichten, dass es lokal zu Hautreizungen und Irritationen kommen kann. Und immer wieder wird die Frage gestellt, ob dadurch das Risiko des Entstehens von gynäkologischen Tumoren erhöht sei. Große skandinavische Studien haben das zumindest für das Risiko der Entstehung von Brustkrebs definitiv ausschließen können. Ob die „hormonfreie Vaginalpflege“ eine Alternative ist, kann nicht beantwortet werden. Einige Fachleute empfehlen als weitere Alternative Vaginalzäpfchen mit Lactobazillen.
Was ist, wenn die Frau schon einen Brustkrebs hatte?
Diese Frage wird oft gestellt, denn Brustkrebs ist häufig und die Therapie dauert lange. Deshalb haben die Betroffenen typischerweise eine trockene Scheide mit hoher Infektanfälligkeit.
Hatte eine Frau Brustkrebs, raten alle Fachleute von einer systematischen Therapie mit Hormonersatz ab, da auch hochwertige Studien ein erhöhtes Risiko von Rezidiven gezeigt haben.
Anders sieht es heute mit der lokalen Therapie aus. Etablierte Gynäkologen vertreten die Ansicht, dass man bei länger zurückliegender Krankheit eine lokale Gabe vertreten kann (Mariani, 2013). Eine Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass Patientinnen mit einem vorangegangenen Mammakarzinom, die niedrig dosiertes Östrogen erhielten, über 3,5 Jahre kein erhöhtes Risiko hatten, dass es zu einem Wiederauftreten des Karzinoms kommt (Pavlovic, 2019). Außerdem wurde gemessen, ob das lokal aufgetragene Östrogen überhaupt zu messbaren Anstiegen von Östrogen im Blut führte. Dieser ist – wenn überhaupt – so minimal und nur am Anfang der Therapie messbar, dass schwer vorstellbar ist, dass dadurch Fernwirkungen auftreten können. Zudem ist nach einer längeren krankheitsfreien Phase der Tumor wahrscheinlich ausgeheilt und das Risiko eines erneuten Auftretens im Alter geringer. Aber letztlich bleibt es eine individuelle Entscheidung.
Weitere Möglichkeiten
Alternativen wären hormonfreie Cremes oder die Gabe von Lactobazillen in Zäpfchenform. Sichere Hinweise, dass es hilft, gibt es nur bei den Laktobazillen. Es gibt aber inzwischen Substanzen, die direkt an die zelluläre Empfangsstelle, die Östrogenrezeptoren, ankoppeln und diesen aktivieren. Man kann dann – ohne Östrogen einzusetzen – den stimulierenden Effekt der Östrogene imitieren. Man nennt diese Substanzen SERMs (Selektive E(Ö)strogenRezeptorModulatoren). In einigen Untersuchungen wurden positive Effekte mit dem SERM Ospemifen gezeigt, große Studien sind noch nicht abgeschlossen.
Botschaft am Ende
Ein Gynäkologe hat einmal den lokalen Ersatz von Östrogenen im Bereich der Scheide als „Wellness für die Scheide“ bezeichnet. Das mag sicher sein. Aber wenn eine ältere – oder im Einzelfall auch eine jüngere Frau – das Problem wiederkehrender Entzündungen in der Blase hat, ist es sicher mehr. Dann sind Östrogene der „Proteintrunk“ für die Laktobazillen als Verteidigungslinie.
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